Arbeit bestimmt unser Leben. Sie sichert nicht nur unseren Lebensunterhalt durch den Lohn, den wir für sie erhalten, sie nimmt auch einen großen Teil unserer Zeit ein und ist wichtiger Faktor der Identität. Im Laufe des 20. Jahrhunderts haben sich Arbeitsprozesse und Tätigkeiten grundlegend gewandelt.
Arbeit als Teil des Lebens
Arbeit ist immer in den Alltag der arbeitenden Menschen eingebunden. Gleichzeitig hat Arbeit immer auch Einfluss darauf, wie wir wohnen, was wir essen oder wie wir feiern. Notwendig für die Ausgestaltung der freien Zeit ist das Geld, das mit der Arbeit verdient wird. Damit ist ein erster wichtiger Faktor benannt: grundlegend unterscheiden sich jene Berufe und Tätigkeiten, für die im Rahmen eines Arbeitsvertrags ein fester monatlicher Lohn gezahlt wird von jenen, die auf eigene Rechnung, d. h. selbstständig, erledigt werden. Bei allen selbstständigen Arbeiten ist das Einkommen von den Aufträgen und Möglichkeiten abhängig, wer einen Arbeitsvertrag hat, kann hingegen mit einem Betrag pro Monat planen.
Von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft
Mit der im 19. Jahrhundert einsetzenden Industrialisierung in Deutschland verlagerte sich für einen Großteil der Bevölkerung die Arbeit von der Landwirtschaft in die Fabrikhallen der rasch anwachsenden Städte. Wurden zwar die Arbeitszeiten jetzt nicht mehr vom Rhythmus der Natur, sondern von Stechuhren vorgegeben und waren die Arbeitsabläufe in den neu errichteten Werkhallen völlig andere als auf einem Bauernhof, so änderte sich beim Übergang von der Feld- zur Industriearbeit nichts an der Schwere der körperlichen Arbeit. Erst die zunehmende Technisierung, Mechanisierung und Maschinisierung von Arbeitsabläufen im 20. Jahrhundert erleichterte die beschwerlichen Arbeitsprozesse. Die zunehmende Automatisierung bedingte jedoch einen Arbeitsplatzabbau in den produzierenden Unternehmen. Dieser Übergang von einer Industrie- hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft seit den 1970er Jahren führte dazu, dass die überwiegende Mehrheit der Erwerbstätigen nicht mehr der Arbeiterschaft angehört, sondern aus Beamten und Angestellten besteht.
Globalisierung und Deindustrialisierung verändern den Arbeitsalltag
Der Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft spiegelt sich auch in der sogenannten Deindustrialisierung wider. Mit zunehmender Globalisierung und der sich damit ausweitenden Auslagerung ganzer Wirtschaftsbranchen in Billiglohnländer haben viele traditionsreiche Industrieregionen an Bedeutung eingebüßt. Im Rheinland zeigt sich dieses Phänomen beispielsweise in der Textilindustrie.
In der Landwirtschaft führte die Mechanisierung ebenfalls zu weniger händischer und körperlicher Arbeit. Die Tätigkeiten verschoben sich in den betriebswirtschaftlichen und agrarwissenschaftlichen Bereich. Die wachsenden Betriebsgrößen und Anbauflächen erfordern heute Spezialwissen und technische Geräte. Für die eigentliche Feldarbeit beschäftigen die Betriebe heute meist Saisonarbeiter aus ganz Europa und inzwischen auch aus Asien und Afrika.
Auch die Arbeit von Beamten und Angestellten wurde zunehmend durch technische Produkte und Möglichkeiten geprägt: Telefon, Computer und Internet sind aus dem Arbeitsalltag nicht mehr wegzudenken.
Wachsende Anforderungen an die Arbeitenden
Neben den strukturellen Veränderungen in der Arbeitswelt änderten sich auch die Anforderungen an die Beschäftigten. Fachliche und inhaltliche Qualifikationen gewannen an Bedeutung, Mobilität und Flexibilität spielen in vielen Berufsgruppen eine immer größere Rolle, Pendlerbiografien sind heute alltäglich. Diese neuen Anforderungen wirkten sich nicht nur auf die Arbeitswelt aus, sondern führten in nahezu allen Bereichen des alltäglichen Lebens zu fundamentalen Wandlungsprozessen: Wohnformen, Nahrungsgewohnheiten oder soziale Strukturen änderten sich und lösten Urbanisierungs-, Individualisierungs- oder Enttraditionalisierungprozesse aus.
Mit der Entwicklung hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft ging auch eine Entgrenzung der Arbeit einher. Es wird immer seltener, dass die Arbeit an einem festen Ort zu einer festgelegten Zeit stattfindet. Zwar üben auch heute noch rund zwei Drittel der Arbeitenden einen Beruf aus, der an klare Arbeitszeiten und einen Arbeitsplatz gebunden ist, doch bereits für ein Drittel sieht der Arbeitsalltag anders aus. Die Arbeit ist flexibler geworden und schafft so mehr Raum für individuelle Bedürfnisse von der Kinder- und Krankenbetreuung bis zum aufwendigen Hobby. Gleichzeitig hat sich die Arbeit in das Privatleben ausgedehnt, eine Freizeit ist oft nicht mehr klar abzutrennen.