Die Arbeit im Wald bewegt sich im Spannungsfeld zwischen technischen Innovationen, Umwelteinflüssen und Tourismusansprüchen.
Wirtschafts- und Arbeitsraum Wald
Mit Holz liefern Wälder einen wichtigen Rohstoff nicht nur für den Bau und Ausbau von Gebäuden, sondern auch ein Brennmaterial zum Heizen der Wohnräume. Aus der Forstwirtschaft stammt der Begriff der Nachhaltigkeit: einem Wald kann nur so viel Holz entnommen werden, wie auch neue Bäume angepflanzt werden. Durch jahre- oder sogar jahrzehntelange Wachstumsphasen von Bäumen ist hier eine mittel- und langfristige Planung besonders wichtig.
Der Beruf des Holzfällers war um 1900 geprägt von schwerer körperlicher Arbeit, die bei jeder Witterung, verbunden mit einem hohen Unfallrisiko, auszuüben war. Als Arbeitsgerät dienten den Männern oftmals nur eine Handsäge, Seile, Spaltwerkzeuge und zum Transport der Stämme die Zugkraft von Pferden. Kenntnisse über die Beschaffenheit des Bodens, das Wachstum der Pflanzen und Bäume waren für die Waldarbeiter ebenso wichtig wie die Orientierung in den einzelnen Revieren. Mit den Besitzern des hauptsächlich aus Privatwald bestehenden rheinischen Waldes mussten Fällarbeiten ebenso wie beispielsweise Jagdrechte abgesprochen werden, in der Regel waren hierfür Zahlungen oder Abgaben in Form von Naturalien notwendig.
Wie auch in anderen Arbeitsbereichen wurde im Forstbetrieb mit dem Wandel im 20. Jahrhundert verstärkt in Lohnarbeit gearbeitet, da die nebenberuflich hier arbeitende Landbevölkerung in industriellen Betrieben Arbeit fand und zu guten Teilen in die Ballungsräume abwanderte. Der Beruf entwickelte sich zu einem Ausbildungsberuf, dem Waldfacharbeiter oder Forstwirt, die Fachkräfte mussten mit den vermehrt eingesetzten Maschinen vertraut sein. Ende des 20. Jahrhunderts differenzierten sich die forstlichen Berufe weiter aus: In diversen Ausbildungs- und Studiengängen lässt sich das Ökosystem Wald und der menschliche Umgang mit diesem erlernen.
Als besonders einschneidend stellte sich der Einsatz der Motorsäge heraus: Mit der Möglichkeit schnellerer und leichterer Fällarbeiten sank zwar die körperliche Anstrengung, gleichzeitig stieg aber auch das Verletzungsrisiko an, sodass der Waldarbeiter zu einem der gefährlichsten bundesdeutschen Berufe wurde. Mit verbesserter Schutzausrüstung - bestehend aus Helm, Gehörschutz, Arbeitsbrille, Spezialkleidung, Arbeitsschuhen und Handschuhen - konnte das Verletzungsrisiko etwas eingedämmt werden. Neben der Motorsäge etablierten sich motorisierte Schleppfahrzeuge, die die Arbeit unterstützten. Zugleich veränderte sich das Aufgabenfeld grundlegend: Im Mittelpunkt stehen heute nicht nur Fällarbeiten, sondern auch Forstkultivierungsmaßnahmen von der Pflanzung, über die Pflege und Schädlingsbekämpfung bis zum transportfertigen Vorbereiten der gefällten Bäume.
Umwelteinflüsse auf den Wald und touristische Nutzung
Auch der Umweltschutz und damit verbundene Bildungsaufgaben wurden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einer Aufgabe der Forstwirte. Je nach Lage des Waldreviers und des persönlichen Einsatzes werden Natur- und Landschaftspflege heute den gesetzlichen Vorgaben entsprechend oder sogar darüber hinausgehend betrieben.
Veränderungen von Flora und Fauna der rheinischen Wälder ergaben sich nicht nur mit dem Aussetzen nicht heimischer Tierarten seit den 1920er Jahren. Sowohl im Ruhrgebiet als auch in anderen Teilen des Rheinlands wurden bereits zu Beginn des Jahrhunderts die ersten größeren Waldschäden registriert, die sich zu einer großflächigen Entwaldung ganzer Regionen ausweiteten. Staatlich verordnete ebenso wie private Bauprojekte, die Vereinnahmung der Landschaft für Industrie- und industriebegleitende Bauten sowie die zunehmende Verstädterung belasteten neben den schädlichen Abgasen der Industrie Luft, Wasser und Boden deutlich. Der Waldbestand nahm immer weiter ab. In den 1980er Jahren setzte eine zweite Welle des Waldsterbens ein, die in Deutschland medial ausführlich debattiert wurde und eine Umweltpolitik erstmals auf die tagespolitische Agenda setzte.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde die Bedeutung des Waldes und die Dringlichkeit der notwendigen Maßnahmen zu seinem Schutz auch auf politischer Ebene erkannt: Mit Waldzustandserfassungen, die seit Beginn der 1980er Jahre kontinuierlich durchgeführt werden, versuchen die Forstämter die Schäden systematisch aufzunehmen und nach Auswertung der Ergebnisse geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Dazu zählen vor allem die gezielte Wiederaufforstung und die Ansiedlung heimischer Tier- und Pflanzenarten, aber auch speziellere Vorhaben wie beispielsweise Renaturierungsversuche ehemaliger Abraumhalden. Hinzu kamen verschiedene Maßnahmen, die die Erhaltung des Waldes auch in den Fokus der Bevölkerung schieben sollten. Zudem war für andere Anstrengungen, die zur Erhöhung der Attraktivität des Waldes unternommen wurden, der bereits im 19. Jahrhundert einsetzende Tourismus, der sich im 20. Jahrhundert weiter entwickelte und auch wirtschaftliche Bedeutung erlangte, nicht unbedeutend.
Ein Ausbau der Waldwege war zunächst notwendig geworden, um Transportarbeiten leichter erledigen zu können. Die Wege wurden nun zu einem Netz von Wanderwegen mit Schutzhütten ausgebaut, die es durch entsprechende Wegweiser und Gaststätten erleichterten, im Wald zu spazieren und dort Erholung zu finden. Der Wald wird dabei, ein Spezifikum der deutschen Romantik, mit Natur gleichgesetzt. Deshalb ist er als Ort der Freizeitgestaltung besonders beliebt und wird dementsprechend gepflegt und hergerichtet. Spezielle Vereine wie der Deutsche Wanderverband und lokale Zusammenschlüsse kümmern sich um die Erhaltung der Infrastrukturen. Die Wanderer sind jedoch selbst längst zu einem Wirtschaftszweig geworden, an dem nicht nur Gaststätten und Beherbergungsbetriebe, sondern beispielsweise auch Hersteller von Wanderausrüstungen verdienen.
Durch entsprechende Maßnahmen wurde der Wald somit wieder attraktiver für Besuchende und konnte gleichzeitig als Wirtschaftsraum erhalten bleiben. So vereinen sich in den bewaldeten Gebieten des Rheinlands Wirtschaftsräume der Holzgewinnung mit touristisch genutzten Räumen - die Waldgebiete vor allem in der Eifel profitierten somit besonderes von dem Rückgang sichtbarer Umweltschäden.
Weiterführende Literatur
Harzheim, Gabriele: Wahrnehmungen und Umgang mit der Kulturlandschaft Eifel. In: Rheinisches Jahrbuch für Volkskunde 38 (2009/2010), S. 189-207.
Hiller, Hubertus: Jäger und Jagd. Zur Entwicklung des Jagdwesens in Deutschland zwischen 1848 und 1914 (Kieler Studien zur Volkskunde und Kulturgeschichte, Bd. 2). Münster 2003.
Lauterbach, Burkhart (Hg.): Auf den Spuren der Touristen. Perspektiven auf ein bedeutsames Handlungsfeld. Würzburg 2010.
Lehmann, Albrecht: Von Menschen und Bäumen. Die Deutschen und ihr Wald. Reinbek bei Hamburg 1999.
Schriewer, Klaus: Natur und Bewusstsein. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Waldes in Deutschland, Münster/New York 2015.
Volkskundliche Beratungs- und Dokumentationsstelle für Thüringen (Hg.): Vom Wald leben. Arbeitswelt Wald und Forst in Vergangenheit und Gegenwart. Vorträge des gleichnamigen Kolloquiums der Volkskundlichen Beratungs- und Dokumentationsstelle für Thüringen vom 15. Oktober 2011 im Forsthaus Erfurt-Willrode, Erfurt 2012.