Die Geschichte der Familie Peters mit ihren zwei Standbeinen in der Landwirtschaft und im Transportwesen ist ein Beispiel für den Strukturwandel im ländlichen Raum im 20. Jahrhundert.
Die Anfänge der Familie im Weiler Steinscheid
Die Geschichte der Familie Peters in Lindlar beginnt mit der Hochzeit von Wilhelm und Justine Peters, geb. Wüst, 1896. Zehn Jahre später zogen sie mit ihren vier Kindern auf einen Pachthof im Weiler Steinscheid bei Lindlar. Dort bekamen sie fünf weitere Kinder. Die dann elfköpfige Familie musste sich drei Schlafräume teilen, es gab ein Elternschlafzimmer, ein Jungenschlafzimmer und ein Mädchenschlafzimmer.
Zwei Standbeine ernährten die Familie
Haupterwerbsquelle der Familie Peters war zunächst die Landwirtschaft. Von ihren 13 Hektar Land wurde eine Hälfte als Grünland, die andere als Ackerland genutzt. Die Landwirtschaft diente jedoch in erster Linie der Selbstversorgung der Familie. Viel Geld warf ihre geringe Milch-, Fleisch- und Getreideproduktion nicht ab, daher schuf sich Wilhelm Peters mit Transporten mit einem Pferdefuhrwerk ein zweites Standbein. Er profitierte von dem Ausbau der an den Weiler Steinscheid angrenzenden Lennefetalstraße und baute sein Transportunternehmen aus. Er kaufte sich einen Lastwagen und ließ sich einen Telefonanschluss legen. Hauptsächlich transportierte Wilhelm Peters Steine aus einem der zahlreichen Lindlarer Steinbrüche. Das Geschäft lief so gut, dass er sich einen zweiten LKW anschaffte. Unterstützung bekam er von seinen Söhnen. Während sich Sohn Richard ausschließlich um die Landwirtschaft kümmerte, betrieben Wilhelm junior und Josef das Fuhrunternehmen. 1939 wurden jedoch beide LKW von der Wehrmacht beschlagnahmt, nach dem Krieg führten die beiden Söhne das Unternehmen aber fort. Die anderen Kinder halfen im Haushalt oder gingen Beschäftigungen in Lindlar nach: ein Sohn arbeitete bei der Post, eine Tochter im Bürgermeisteramt und eine weitere Tochter verdingte sich als Näherin. Der jüngste Sohn heiratete in einen anderen landwirtschaftlichen Betrieb ein.
Wandel der Landwirtschaft
1934 kaufte Wilhelm Peters schließlich den Hof. Nach seinem Tod 1940 betrieb sein Sohn Richard gemeinsam mit seinen Schwestern Emilie und Maria die Landwirtschaft weiter. Die drei Geschwister investierten in die Milchwirtschaft, schafften sich in den 1950er Jahren eine Melkmaschine und einen Traktor an und bauten in den 1960er Jahren einen neuen, größeren Stall. Sie konnten so nun rund 20 Kühe halten. Die Produktion erfolgte nun verstärkt für den Markt, die umfassende Selbstversorgung der Familie mit ihren eigenen Produkten verlor an Bedeutung. Diese Entwicklung ist beispielhaft für die Umstrukturierung und Intensivierung der Landwirtschaft in Deutschland seit den 1950er Jahren. Noch bis ins hohe Alter betrieben die Geschwister den Hof mit bescheidenen Mitteln weiter, 1990 verkauften Richard und Emilie den Hof schließlich an den Landschaftsverband Rheinland. Und so kann man heute im LVR-Freilichtmuseum Lindlar anhand der unveränderten Wohn- und Stallgebäude und der Originaleinrichtung aus den 1950er und 1960er Jahren nachvollziehen, wie die Geschwister lebten und Landwirtschaft in Zeiten technischer und struktureller Umbrüche betrieben.