Für die Bandweber im Bergischen Land änderten sich durch Industrialisierungs- und Modernisierungsprozesse im 20. Jahrhundert die Arbeitsabläufe und die Anforderungen an ihr Wissen um handwerkliche und technische Fähigkeiten fundamental.
Sozialer Wandel durch einen veränderten Berufsalltag
Das persönliche Lebensumfeld der in der Bandweberei Beschäftigten hat sich im Laufe der letzten 100 Jahre gravierend gewandelt. Mit dem Rückgang der Hausbandweberei löste sich die Einheit zwischen Wohnen und Arbeiten in der Heimarbeit zunehmend auf, und der Arbeitsplatz lag nun nicht mehr in räumlicher Verbindung zur Wohnung. Dies hatte massive Auswirkungen auf das tägliche Zusammenleben der Familien. Zum einen waren die übrigen Familienangehörigen immer weniger in das Berufsleben des hauptverdienenden Familienmitglieds eingebunden, zum anderen fand eine eindeutigere Unterscheidung zwischen Arbeits- und Freizeit statt. Die Trennung von Wohn- und Arbeitsräumen spiegelte sich auch in der Einrichtung und Nutzung der Wohnungen und Häuser oder im Mahlzeitensystem wider.
Unveränderte Arbeitsteilung
Weitgehend unverändert blieb in der Bandweberei jedoch trotz der Demokratisierung in vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen die Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern. Schon um 1900 waren die Männer für den Betrieb der Webstühle und die damit verbundenen technischen Fragen zuständig, während die in der Bandweberei tätigen Frauen fast ausschließlich die Vor- und Nacharbeiten sowie die Überprüfung der fertigen Produkte übernahmen. Daran hat sich bis heute nur wenig geändert .
Arbeitsalltag im Wandel
Um den Ansprüchen einer sich globalisierenden Wirtschaft gerecht zu werden und konkurrenzfähig bleiben zu können, mussten sich viele Bandwebereien auf ein bestimmtes Produktfeld spezialisieren. Die Herstellung der Waren findet heute mit wenigen Ausnahmen in Fabriken mit vollautomatischen Webstühlen statt, häufig gibt es Standorte im Ausland. Bei der Bedienung der Maschinen ist ein technisches Verständnis notwendig, was sich auf die Anforderungen an die Ausbildung der Bandweber und der zugehörigen Berufsfelder auswirkt. Der Beruf wird nun nicht mehr an die von klein auf helfenden, jüngeren Familienmitglieder weitergegeben, stattdessen findet die Ausbildung in Firmen und Berufsschulen statt. Die Lebens- und Berufsgeschichten der Akteure der Bandweberei sind Beispiele für den individuellen Umgang mit sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Veränderungen und dafür, wie ihre Auswirkungen das Arbeits- und Alltagsleben zwischen 1900 und 2000 von Grund auf veränderten.