Fritz Römer junior war Gastwirt mit Herz und Seele. Er betrieb seine von den Großeltern um 1880 gegründete Gaststätte fast 60 Jahre bis zu seinem Tod 1991. Das LVR-Freilichtmuseum Lindlar erwarb das Gebäude und das Originalinventar im Jahr 1996 und versetzte es in ganzen Teilen an seinen jetzigen Standort auf dem Museumsgelände.
Die Anfänge eines Familienbetriebes
Gebaut und gegründet haben die „Gaststätte Römer“ Wilhelm und Carolina Küpper um 1880 in Wuppertal-Sandfeld unter dem Namen „Restauration Küpper“. Aufgrund der Lage an der Straße nach Düsseldorf frequentierten viele Fuhrleute die Gaststätte, um auf der leichten Anhöhe eine Rast zu machen, einen Schnaps oder ein Bier zu trinken und ihre Pferde zu tränken. Auch zwei Gästezimmer waren im Obergeschoss vorhanden. 1903 übernahm die Tochter des Gastwirtpaars, Fritz Römers Mutter Wilhelmine Küpper, den Betrieb. Zwei Jahre später heiratete sie den elf Jahre jüngeren Fritz Römer senior und änderte den Namen der Gaststätte in „Restauration Fritz Römer“ um.
Fritz Römer senior war auf dem nahegelegenen Schloss Lüntenbeck aufgewachsen und verfügte durch sein Erbteil aus dem Verkauf des Schlosses über ein beachtliches Vermögen. Damit konnte er zunächst seine Militärzeit beim angesehen „Garde du Corps“ in Potsdam finanzieren. Auch bei der Neumöblierung des Gastraums und der Wohnetage nach der Hochzeit wurde nicht gespart. Hochwertige Möbel im damaligen Zeitgeschmack des Historismus zeugen noch heute davon.
1906 gebar Wilhelmine Römer ihren ersten Sohn, Fritz junior, 1909 kam der zweite Sohn, Gustav, zur Welt. Fritz machte eine Lehre zum Elektriker, Gustav wurde Schlosser. Gemeinsam war den beiden Brüdern ihre Leidenschaft für Motorradrennen. Sie importierten spezielle Sportmaschinen aus England und nahmen an Motorradrennen teil. Ein Unfall bei einem solchen Rennen beendete jedoch Fritz juniors Motorradkarriere abrupt.
Ein Unikat entsteht
In den 1930er Jahren übernahm Fritz Römer junior schließlich den Betrieb von seinem Vater. Gemeinsam mit seiner Frau Sophie betrieb er die Gaststätte in der Tradition seiner Eltern und Großeltern. Tische, Stühle, Theke und sogar die Gläser blieben die gleichen, selbst die Tapete wurde nie erneuert. In der Gaststätte war sein zweites großes Hobby, das er mit seinem Vater teilte, stets präsent: die Jagd. Zahlreiche ausgestopfte Tiere in aufwendig gestalteten Schaukästen, Rehköpfe und Geweihe zierten die beiden Gasträume.
Das Ehepaar hatte eine Tochter, Lore. Auch Herbert Römer, der Sohn des im Zweiten Weltkrieg verschollenen Bruders Gustav, pflegte eine enge Beziehung zur Familie Römer. Sophie Römer verstarb in den 1970er Jahren, Fritz Römer führte die Gaststätte noch bis zu seinem Tod 1991 weiter – insgesamt fast 60 Jahre! Seine Tochter und sein Schwiegersohn betrieben die Gaststätte bis 1992 sporadisch weiter, verkauften sie dann jedoch an den Landschaftsverband Rheinland. Heute steht die Gaststätte auf dem Gelände des LVR-Freilichtmuseums Lindlar. Die Wohnräume im Obergeschoss und die Gaststätte im Erdgeschoss mit den originalen Möbeln und dem persönlichen Inventar erzählen noch heute aus dem Leben von Fritz Römer junior und seiner Familie.