Mit den Filmen der Reihe „Altes Handwerk im Rheinland“ versuchten die Filmemacher*innen des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte (bzw. seiner Vorgängereinrichtungen) in Bonn, vor dem Hintergrund der Entwicklung zur industriellen Produktion alte handwerkliche Techniken zu dokumentieren bzw. zu rekonstruieren, so lange dies noch möglich war.

Ein Scherennagler bei der Arbeit. Aus der Filmdokumentation "Solinger Schneidwarenindustrie" (1991)
Zwischen 1962 und 2003 entstanden zu diesem Themenkomplex insgesamt 91 Dokumentarfilme, womit diese Reihe die mit Abstand größte ist. Ziel war es, das Wissen um Arbeitsschritte, -geräte und -techniken noch zu sichern, bevor es zu spät sein würde. Dabei sollte das vorindustrielle Handwerk mit all seinen Tätigkeiten und Berufsbildern möglichst detailreich dokumentiert werden. Gezeigt wurden hauptsächlich Handwerkstechniken, die durch die industrielle Fertigung abgelöst und deshalb nicht mehr oder kaum noch praktiziert wurden, wie beispielsweise die manuelle Schuhfertigung („Der Schuhmacher“ 1990) oder die Holzkohlegewinnung, wie sie bis Ende der 1960er Jahre im Kermeter betrieben wurde („Köhlerei im Kermeter 1+2“ 1981).
Die frühen Filme dieser Reihe wurden zu einem Zeitpunkt produziert, als immer mehr Familienbetriebe und Werkstätten schließen mussten, da sich eine manuelle Fertigung im Vergleich zur maschinellen Produktion kaum noch rentierte. Einige Berufe verschwanden vollständig, andere spezialisierten sich, um fortzubestehen (z.B. „Der Kupferschmied“ 1978).
Sehr oft entstand so das Abbild einer vergangenen Arbeitskultur im Rheinland, denn viele der gefilmten Berufe oder handwerklichen Tätigkeiten waren zum Zeitpunkt des Drehs nicht mehr existent und wurden für die Filmaufnahmen mit Hilfe von noch lebenden „Gewährspersonen“ rekonstruiert und inszeniert. Drehorte und dargestellte Personen wurden nur dann näher vorgestellt, wenn sich dies als erforderlich für das allgemeine Verständnis des Films erweisen sollte. In der Regel blieben die Akteur*innen im Hintergrund oder waren lediglich Stellvertreter*innen ihres Berufsstands.
Seit Mitte der 1980er Jahre zeichnete sich – begünstigt durch einen Generationenwechsel bei den wissenschaftlichen Mitarbeitenden des damaligen Amts für rheinische Landeskunde – ein allmählicher methodischer und perspektivischer Wandel bei den Filmproduktionen zum Handwerk ab. Dies führte weg von der enggefassten Dokumentation hin zu neuen Gestaltungsmöglichkeiten, unter anderem durch Einbeziehung von Interviews und O-Tönen. Ein Beispiel für diese neue Ausrichtung sind die Filme über die Solinger Schneidwarenindustrie (1989-1991), in denen die Werkstätten und die Akteure mit ihren individuellen Lebensläufen vorgestellt werden. Letztlich führte jedoch der Perspektiv- und Methodenwechsel in der Filmarbeit 2003 dazu, dass die Filmreihe „Altes Handwerk im Rheinland eingestellt wurde.