Maria P., geboren 1987 auf Rügen, ist gelernte Bürokauffrau sowie Fachkraft für Lager und Transport. Zurzeit ist sie als Mitarbeiterin der Bornemann-Etiketten GmbH in Wuppertal in der Abteilung Rollerei und Qualitätssicherung beschäftigt.
Ausbildung und erste Tätigkeiten

Maria P. an ihrem Arbeitsplatz mit Nähmaschine bei der Erläuterung ihrer Arbeit, 2013.
Photo: Stephanie Herden/LVR
Nach ihrem Schulabschluss ließ sie sich zunächst zur Bürokauffrau ausbilden, aber „das hab‘ ich eigentlich nur gemacht, um eine Ausbildung zu haben“, erzählt sie im Interview. Daher absolvierte sie im Anschluss eine Ausbildung zur Fachkraft für Lager und Transport. 2007 zog Maria P. ins Sauerland, wo sie zunächst über eine Zeitarbeitsfirma eine Anstellung in der Metallverarbeitung fand, die jedoch aufgrund schlechter Auftragslage schon nach einem Jahr wieder gekündigt wurde. 2008 wurde Maria P. erneut über eine Zeitarbeitsfirma zur Bornemann-Etiketten GmbH in Wuppertal vermittelt. Zunächst erhielt sie zweimal in Folge Zweijahresverträge, die 2012 in eine Festanstellung mündeten. „Bevor ich hier angefangen habe, wusste ich gar nichts von dem Beruf. […] Ich dachte die werden in China hergestellt, die Etiketten“, erinnert sie sich. Mittlerweile identifiziert sie sich so mit ihrer beruflichen Tätigkeit, dass sie auch während des privaten Einkaufs bei Kleidungsstücken „einen ganz anderen Blickwinkel“ hat, wie sie berichtet.
Zuständigkeiten im Betrieb

Maria P. an ihrer Nähmaschine in der Rollerei beim Zusammennähen der Bänder. Wuppertal, 2013
Photo: Herden, Stephanie/LVR
Anfangs war P. für die Bedienung der Ultraschallschneidemaschine zuständig. Diese sorgt für sehr glatte Kanten bei Kleidungsetiketten, die so angenehmer für die Haut sind. „Man hat dann mehrere [Messer-]Straßen, […] dann setz ich da die Messer drauf und stelle das ein und dann lass ich die Maschine laufen. Viel Konzentration braucht man dafür“, schildert Maria P. die Tätigkeit an der hochmodernen Maschine. Nach einem Jahr in der Firma half sie zunächst stundenweise in der Rollerei aus, um schließlich ganz dorthin zu wechseln. In der Rollerei ist Maria P. gemeinsam mit zwei Kolleginnen für die Kontrolle der gewebten Etiketten zuständig. Diese kommen in Form von langen Bändern aus der Weberei. Die Aufgabe von ihr und ihren Kolleginnen ist es, mögliche Webfehler aufzuspüren: „Da wird dann drauf geachtet, ob etwas verlaufen ist, ob es ein Modulfehler ist. […] Manchmal sind da Kettbrüche drin“, erklärt Maria P. Die fehlerhaften Stücke schneidet sie heraus und näht die beiden losen Enden wieder zusammen. Die zusammengenähten Bänder werden in Kartons geordnet und zur Appretur – zur Veredelung durch Oberflächenbehandlung – geschickt.
Arbeitszeit und Aufgabenstruktur

Kolleginnen von Maria P. in der Rollerei
Photo: Stephanie Herden/LVR
Maria P.s tägliche Regelarbeitszeit beträgt wie auch in den anderen Abteilungen der Weberei acht Stunden. Je nach Auftragslage kann sich die Schicht auf zehn Stunden ausdehnen. „Manchmal auch am Wochenende, wenn viel zu tun ist, aber das stört mich nicht wirklich“, ergänzt sie. Eine Wochenarbeitszeit von 48 Stunden darf jedoch laut gesetzlichen Vorgaben im Regelfall nicht überschritten werden. Längere Arbeitszeiten wären laut Maria P. auch nicht sinnvoll, da Fehler dann leicht ungesehen bleiben: „Das ist ziemlich anstrengend und geht dann ziemlich auf die Augen“, berichtet sie. Anders als in der Weberei gibt es in der Rollerei der Firma keine Nachtschicht. Alle eineinhalb Stunden legt Maria P. mit ihren Kolleginnen eine kurze Rauch- oder Essenspause ein. Während der Pausen macht sie gemeinsam mit ihren Kolleginnen Dehnübungen gegen Rückenschmerzen, da sie beim Nähen an der Maschine meist unbewusst eine krumme Haltung einnimmt. Vor allem weil sie in ihrer Freizeit keinen Sport treibt, sind ihr diese Übungen wichtig. Alle Tätigkeiten in der Abteilung Qualitätssicherung sind keine Ausbildungsberufe, neue Arbeitskräfte werden angelernt. Traditionell arbeiten in der Rollerei hauptsächlich Frauen und auch bei der Firma Bornemann sind dort nur Frauen beschäftigt. Die anderen Mitarbeiterinnen arbeiten seit etwa 25 Jahren in der Qualitätskontrolle. Maria P. ist mit ihren 26 Jahren die jüngste Kraft in der Abteilung, was dem guten Verhältnis zu ihren Kolleginnen jedoch nicht im Weg steht. Auch privat treffen sich die Frauen. „Wir verstehen uns super, also wir in der Rollerei. […] Wir sind so ein richtig lustiger Trupp. […] Wenn was ist, dann wird geholfen“, berichtet Maria P. Obwohl sie eher zufällig eine Stelle in der Webereibranche angetreten hat, erledigt sie die Arbeit dort sehr gerne und fühlt sich wohl mit dem Arbeitsklima in der Firma. Falls es die wirtschaftliche Lage von Bornemann-Etiketten zulässt, würde sie gerne auch zukünftig dort arbeiten.