Skip to main content

Landwirte und Transportunternehmer

Familie Peters

Die Geschichte der Familie Peters mit ihren zwei Standbeinen in der Landwirtschaft und im Transportwesen ist ein Beispiel für den Strukturwandel im ländlichen Raum im 20. Jahrhundert.

Die Anfänge der Familie im Weiler Steinscheid

Wilhelm und Justine Peters mit ihren Kindern, um 1918
Photo: unbekannt/LVR

Wilhelm und Justine Peters vor ihrem Haus, 1930er Jahre
Photo: unbekannt/LVR

Die Ge­schich­te der Fa­mi­lie Pe­ters in Lind­lar be­ginnt mit der Hoch­zeit von Wil­helm und Jus­ti­ne Pe­ters, geb. Wüst, 1896. Zehn Jah­re spä­ter zo­gen sie mit ih­ren vier Kin­dern auf ei­nen Pacht­hof im Wei­ler Stein­scheid bei Lind­lar. Dort be­ka­men sie fünf wei­te­re Kin­der. Die dann elf­köp­fi­ge Fa­mi­lie muss­te sich drei Schlaf­räu­me tei­len, es gab ein El­tern­schlaf­zim­mer, ein Jun­gen­schlaf­zim­mer und ein Mäd­chen­schlaf­zim­mer.

Zwei Standbeine ernährten die Familie

Überblicksaufnahme vom Weiler Steinscheid. Ganz links im Bild Haus Helpenstein, rechts Hof Peters. Lindlar-Steinscheid 1970er-Jahre
Photo: unbekannt/LVR

Luftaufnahme vom Weiler Steinscheid mit Hof Peters, Lindlar-Steinscheid 1993.
Photo: Dieter Wenig/LVR

Haupt­er­werbs­quel­le der Fa­mi­lie Pe­ters war zu­nächst die ­Land­wirt­schaft. Von ih­ren 13 Hekt­ar Land wur­de ei­ne Hälf­te als Grün­land, die an­de­re als Acker­land ge­nutzt. Die Land­wirt­schaft dien­te je­doch in ers­ter Li­nie der Selbst­ver­sor­gung der Fa­mi­lie. Viel Geld warf ih­re ge­rin­ge Milch-, Fleisch- und Ge­trei­de­pro­duk­ti­on nicht ab, da­her schuf sich Wil­helm Pe­ters mit Trans­por­ten mit ei­nem Pfer­de­fuhr­werk ein zwei­tes Stand­bein. Er pro­fi­tier­te von dem Aus­bau der an den Wei­ler Stein­scheid an­gren­zen­den Len­nef­etal­stra­ße und bau­te sein Trans­port­un­ter­neh­men aus. Er kauf­te sich ei­nen Last­wa­gen und ließ sich ei­nen Te­le­fon­an­schluss le­gen. Haupt­säch­lich trans­por­tier­te Wil­helm Pe­ters Stei­ne aus ei­nem der zahl­rei­chen Lind­la­rer Stein­brü­che. Das Ge­schäft lief so gut, dass er sich ei­nen zwei­ten LKW an­schaff­te. Un­ter­stüt­zung be­kam er von sei­nen Söh­nen. Wäh­rend sich Sohn Ri­chard aus­schlie­ß­lich um die Land­wirt­schaft küm­mer­te, be­trie­ben Wil­helm ju­ni­or und Jo­sef das Fuhr­un­ter­neh­men. 1939 wur­den je­doch bei­de LKW von der Wehr­macht be­schlag­nahmt, nach dem Krieg führ­ten die bei­den Söh­ne das Un­ter­neh­men aber fort. Die an­de­ren Kin­der hal­fen im Haus­halt oder gin­gen Be­schäf­ti­gun­gen in Lind­lar nach: ein Sohn ar­bei­te­te bei der Post, ei­ne Toch­ter im Bür­ger­meis­ter­amt und ei­ne wei­te­re Toch­ter ver­ding­te sich als Nä­he­rin. Der jüngs­te Sohn hei­ra­te­te in ei­nen an­de­ren land­wirt­schaft­li­chen Be­trieb ein.

Wandel der Landwirtschaft

Hof Peters auf dem Gelände des LVR-Freilichtmuseum Lindlar, 2000
Photo: Röttgen, Monika/LVR

Schlafzimmer im Hof Peters im Zustand bei Übernahme, 1987
Photo: Schwarz/LVR

1934 kauf­te Wil­helm Pe­ters schlie­ß­lich den Hof. Nach sei­nem Tod 1940 be­trieb sein Sohn Ri­chard ge­mein­sam mit sei­nen Schwes­tern Emi­lie und Ma­ria die Land­wirt­schaft wei­ter. Die drei Ge­schwis­ter in­ves­tier­ten in die Milch­wirt­schaft, schaff­ten sich in den 1950er Jah­ren ei­ne Melk­ma­schi­ne und ei­nen Trak­tor an und bau­ten in den 1960er Jah­ren ei­nen neu­en, grö­ße­ren Stall. Sie konn­ten so nun rund 20 Kü­he hal­ten. Die Pro­duk­ti­on er­folg­te nun ver­stärkt für den Markt, die um­fas­sen­de Selbst­ver­sor­gung der Fa­mi­lie mit ih­ren ei­ge­nen Pro­duk­ten ver­lor an Be­deu­tung. Die­se Ent­wick­lung ist bei­spiel­haft für die Um­struk­tu­rie­rung und In­ten­si­vie­rung der Land­wirt­schaft in Deutsch­land seit den 1950er Jah­ren. Noch bis ins ho­he Al­ter be­trie­ben die Ge­schwis­ter den Hof mit be­schei­de­nen Mit­teln wei­ter, 1990 ver­kauf­ten Ri­chard und Emi­lie den Hof schlie­ß­lich an den Land­schafts­ver­band Rhein­land. Und so kann man heu­te im LVR-Frei­licht­mu­se­um Lind­lar  ­an­hand der un­ver­än­der­ten Wohn- und Stall­ge­bäu­de und der Ori­gi­nal­ein­rich­tung aus den 1950er und 1960er Jah­ren nach­voll­zie­hen, wie die Ge­schwis­ter leb­ten und Land­wirt­schaft in Zei­ten ­tech­ni­scher und struk­tu­rel­ler Um­brü­che be­trie­ben.

Zurück nach oben