Ende des 19. Jahrhunderts wurde Sauberkeit im Haushalt zu einer wichtigen gesellschaftlichen Norm. Zunehmende Technisierung der Geräte seit den 1960er Jahren änderten zwar die Arbeitsweise, nicht aber die Rollenverteilung.
Zunehmendes Bewusstsein für Hygiene
„Ist das Haus auch noch so klein, sauber muß es dennoch sein!“ – Mit diesem Titel wirbt die Wuppertaler Firma Vorwerk für ihren Staubsauger „Kobold“. War Haushaltshygiene bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts relativ unbedeutend, so änderte sich das rapide als sich in der Medizin die Erkenntnis durchgesetzt hatte, dass die Übertragung von Krankheiten durch Krankheitserreger ausgelöst wird, welchen durch hygienisch möglichst einwandfreie Bedingungen Vorschub zu leisten sei. Eine Flut von Veröffentlichungen über Sauberkeit als Krankheitsprävention setzte ein und schloss neben der Körperhygiene ausdrücklich die Haushaltshygiene mit ein. Sauberkeit wurde zu einer wichtigen Norm, sie galt als Merkmal für Vornehmheit. Möglich wurde dies auch durch erste Ansätze der Technisierung im Haushalt, vor allem durch neue Herde, die mit geschlossenem Abzug Ruß und Kohlestaub aus den Wohnräumen fern hielten. Die soziale Kontrolle auf dem Land war besonders stark, die Nachbarn registrierten, wer wann wie viel putzte oder wusch.
Putzen nach Lehrbuch
Lehrbücher für die Schülerinnen von Volksschulen sollten diese zur richtigen Haushaltsführung erziehen, denn die Reinigung des Hauses oder der Wohnung war die alleinige Aufgabe von Frauen. Für den wöchentlichen Putztag gibt Maria Middeldorf in ihrer „Haushaltskunde und Naturlehre für Schülerinnen der Volksschule“ genaue Anweisungen für das Reinigen und Putzen des Herdes, die Reinigung von Petroleumlampen, das Putzen der Küchengeräte, das Reinigen der Möbel, Spiegel und Fenster und die Reinigung des Fußbodens. Der in größeren Abständen stattfindende Hausputz beinhaltet zusätzlich noch die ausführliche Reinigung aller Räume vom Dachboden bis zum Keller, inklusive der Wände und der Möbel – von innen und von außen.
Der so genannte „große Hausputz“ stand in Zusammenhang mit den christlichen Festen, also v. a. Ostern und Weihnachten. Zu diesen Gelegenheiten sollte das Haus komplett gereinigt werden. Und wöchentlich wurde der Samstag als Tag vor dem heiligen Sonntag zum Baden, zum Anziehen frischer Wäsche, zum Fegen des Hofes genutzt.
Technisierung des Putzens
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren die schweren Infektionskrankheiten überwiegend eingedämmt, Hygiene verlor ihre überragend normierende Position. Hinzu kam die steigende Zahl von arbeitenden Frauen, die weniger Zeit für den Haushalt hatten. Die Schnelligkeit der Hausreinigung wurde zu einem wichtigen Ziel, die Technisierung der Hausarbeit ein Mittel, dieses zu erreichen. Bis in die 1960er Jahre waren viele Haushaltsgeräte, die man heute kennt, noch nicht verfügbar, bzw. für den Großteil der Bevölkerung zu teuer und daher etwas Besonderes. 1969 zählten zwar Staubsauger, Kühlschrank und Fernsehapparat schon zur Standardausstattung in Haushalten. Der große Boom des technisierten Haushalts begann jedoch dann erst in den 1970er Jahren mit der flächendeckenden Verbreitung von Waschvollautomaten und Gefriergeräten sowie elektrischen Küchengeräten.
Die Technikentwicklung hat an der Rollenverteilung im Haushalt bis heute allerdings nur wenig geändert. Bis heute arbeiten Frauen täglich deutlich länger im Haushalt als Männer. So zeigt eine Statistik der OECD aus dem Jahr 2014, dass Frauen in Deutschland 163,9 Minuten täglich im Haushalt tätig sind, Männer dagegen im Schnitt nur 89,9 Minuten.
Weiterführende Literatur
Andritzky, Michael (Hg.): Oikos: Von der Feuerstelle zur Mikrowelle. Haushalt und Wohnen im Wandel. Wetzlar 1992.
Musée de la Ville de Luxembourg (Hg.): Sei sauber…! Eine Geschichte der Hygiene und öffentlichen Gesundheitsvorsorge in Europa. Köln 2004.