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Bandweberei

Bandweberei bezeichnet die Technik zur Herstellung von gewebten schmalen Bändern und Borten. Die Webtechnik unterscheidet sich nicht von der Webtechnik breiter Stoffe: Zwei Fadensysteme – Kettfaden und Schussfaden – überkreuzen sich rechtwinklig und bilden ein Gewebe. Allerdings ermöglichten technische Innovationen das gleichzeitige Weben mehrerer Bänder auf einem Webstuhl – dadurch entstand ein eigener Handwerkszweig mit eigenen Geräten und Werkzeugen.

Bandweberei im Bergischen Land

Kinder und Männer in einer Bandweberei. Bergisches Land, ca. 1900-1910.
Photo: Karl Peters/LVR

Als Zen­trum eta­blier­te sich – ne­ben Sach­sen und der Schweiz – das Ber­gi­sche Land. 1527 er­hiel­ten El­ber­feld und Bar­men da­s Garn­nah­rungs­pri­vi­leg , al­so das lan­des­herr­li­che Recht, Garn zu blei­chen. Das war der Aus­gangs­punkt für die Ent­wick­lung ei­ner viel­sei­ti­gen Tex­til­in­dus­trie im Wup­per­tal. Die Pro­duk­ti­on von Lei­nen­band wur­de erst­mals Mit­te des 16. Jahr­hun­derts er­wähnt. Die Er­fin­dung der „Band­müh­le“ um 1600 be­deu­te­te ei­nen weg­wei­sen­den Um­bruch in der Pro­duk­ti­on. Erst­mals konn­te nicht nur ein Band pro Schuss­vor­gang, son­dern meh­re­re auf ein­mal ge­webt wer­den. Ei­nen re­gel­rech­ten Boom er­leb­ten die Band­we­be­rei­en mit dem Über­gang vom Hand­be­trieb zum me­cha­ni­schen An­trieb im 19. Jahr­hun­dert.

Bandweberei als Heimarbeit

Bandweberhaus auf dem Gelände des LVR-Freilichtmuseums Lindlar. Lindlar 2010.
Photo: Stefan Arendt/LVR-Zentrum für Medien und Bildung/LVR

Die meis­ten Band­we­ber ar­bei­te­ten in Heim­ar­beit im Ver­lags­sys­tem. Sie er­hiel­ten Garn  und ge­naue Auf­trä­ge vom Ver­le­ger und fer­tig­ten die­se auf ih­rem ei­ge­nen oder ge­mie­te­ten Web­stuhl zu­hau­se an. Zwar grün­de­ten vie­le Ver­le­ger nach Ein­füh­rung der Dampf­kraft ei­ge­ne Fa­bri­ken mit an­ge­stell­ten Ar­bei­tern, doch konn­ten sich die Haus­band­we­ber we­gen ho­her Fle­xi­bi­li­tät und güns­ti­ger Lohn­kos­ten wei­ter­hin be­haup­ten. Das Ar­bei­ten im Haus und die Mit­ar­beit der gan­zen Fa­mi­lie mach­te die Haus­band­we­be­rei im 19. und bis zur Mit­te des 20. Jahr­hun­derts kon­kur­renz­fä­hig. Erst seit den 1960er Jah­ren setz­te ein an­dau­ern­der Nie­der­gang der Haus­band­we­be­rei­en ein. Heu­te pro­du­zie­ren mo­der­ne Band­fa­bri­ken im Ber­gi­schen Land in Wup­per­tal, Rem­scheid und Wer­mels­kir­chen für den in­ter­na­tio­na­len Markt.

Produktpalette als Spiegel gesellschaftlichen Wandels

Hausbandweber am Bandwebstuhl. Dhünn 1975.
Photo: Gabriel Simons/LVR

Bandwebstuhl in der Werkstatt des Bandweberhauses im LVR-Freilichtmuseum Lindlar. Lindlar 2010.
Photo: Stefan Arendt/LVR-Zentrum für Medien und Bildung/LVR

Frü­her fan­den Bän­der und Bor­ten ins­be­son­de­re in der Wä­sche- und Mie­der­wa­ren­in­dus­trie und als Hut-, Blu­men- und Schreib­ma­schi­nen­bän­der oder Gur­te ih­ren Ein­satz. Vor­herr­schen­de Ma­te­ria­li­en wa­ren Lei­nen, Baum­wol­le und Sei­de. Seit der Ent­wick­lung leis­tungs­fä­hi­ger und viel­sei­ti­ger Kunst­fa­sern seit den 1960er Jah­ren ent­ste­hen im­mer mehr Misch- oder rei­ne Kunst­stoff­bän­der. Auch da­s ­Ein­satz­ge­bie­t hat sich ver­scho­ben. Be­satz-, Haar- und Hut­bän­der wer­den nur noch we­nig nach­ge­fragt, da­für er­wei­tern tech­ni­sche Ar­ti­kel wie Fil­ter oder Schläu­che die Pro­dukt­pa­let­te.

Weiterführende Literatur

En­gels, Ha­rald: Das Band­we­be­rei­ge­wer­be in Lüttring­hau­sen. As­pek­te sei­ner so­zi­al­geo­gra­phi­schen Ent­wick­lung und his­to­risch-wirt­schaft­li­chen Be­deu­tung. Rem­scheid-Lüttring­hau­sen 1998.

Kon­rad, Gün­ter: Die Haus­band­wir­ke­rei in Rons­dorf. Auf­stieg und Nie­der­gang ei­nes Ge­wer­be­zwei­ges. In: Ge­schich­te im Wup­per­tal. 10. Jahr­gang. 2001.

Schacht­ner, Sa­bi­ne: Mär­ki­sche Haus­band­we­ber. Müns­ter 1986.

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