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Feld, Weide oder Wiese?

Die Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen im Rheinland

Die Bodenbearbeitung ist eine grundlegende Kulturtechnik, ohne welche die menschliche Ernährung nicht sicherzustellen wäre: gegessen wird, was der Boden, was das Feld und der Garten hergeben. Somit ist auch die Beschaffenheit und Aufteilung des Bodens zentral und bedingt wiederum, was auf diesem angebaut wird. Der Mensch nutzt und formt die natürliche Umwelt für seine Zwecke und schafft mit dem Anlegen von landwirtschaftlichen Feldern, Obstwiesen und Weiden Kulturlandschaften.Gleichzeitig prägt die Umwelt mit ihrer Beschaffenheit die Landwirtschaft.

Ursachen für die Bodennutzung: Besitzverhältnisse und Klima

Pfluggespann mit Pferd, Kürten-Biesenbach 1976.
Foto: Günther Schlieker/LVR

Sowohl Sicheln als auch Sensen dienten zur Ernte von Getreide, Heu und Gras. Während die Sichel einhändig geführt wurde, erforderte die Sense beide Hände zum Arbeiten, 2. Hälfte 20. Jahrhundert.
Foto: Hans-Theo Gerhards/LVR

Land­wirt­schaft be­deu­tet die Nutz­bar­ma­chung des na­tür­li­chen Bo­dens durch kul­tu­rel­le Tech­ni­ken. Vom Pflü­gen bis zur Ern­te wird der Bo­den im­mer wie­der be­ar­bei­tet. Die land­wirt­schaft­li­che Nutz­flä­che be­steht haupt­säch­lich aus dem mit Feld­früch­ten be­stell­ten Acker­land und dem Dau­er­grün­land. Acker­land wird in der Re­gel jähr­lich be­stellt und in Frucht­wech­sel be­wirt­schaf­tet. So wer­den die un­ter­schied­li­chen An­sprü­che der Pflan­zen in Kom­bi­na­ti­on mit Dün­ger­ga­be ge­nutzt, um die Flä­chen dau­er­haft frucht­bar zu hal­ten. Als Dau­er­grün­land be­zeich­net man Be­rei­che, die min­des­tens fünf Jah­re am Stück als Wei­de oder Wie­se ge­nutzt wer­den. Sie sind zen­tra­le Grund­la­ge für das Vieh­fut­ter. Da­bei wur­den sie vor al­lem in der vor­in­dus­tri­el­len Land­wirt­schaft oft­mals gleich­zei­tig als Streu­obst­wie­sen für den Obst­an­bau ge­nutzt.
Die agrar­wirt­schaft­li­che Nut­zung ei­nes Ge­biets hängt vor al­lem von der Zu­gäng­lich­keit, Bo­den­be­schaf­fen­heit und den Wet­ter­ver­hält­nis­sen ab. Da­her ist das Er­schei­nungs­bild von Ge­mein­de zu Ge­mein­de noch heu­te sehr un­ter­schied­lich. In den hö­her ge­le­ge­nen Ge­bie­ten, et­wa der Ei­fel und dem Ber­gi­schen Land, war der An­teil der Wald­flä­chen und des Dau­er­grün­lands grö­ßer als in an­de­ren Ge­gen­den. Auf den frucht­ba­ren Bö­den der Köln-Aa­che­ner-Bucht ge­die­hen da­ge­gen ver­schie­de­ne Ge­trei­de­ar­ten und an­de­re Feld­früch­te. Da­her sind Wäl­der und Wie­sen hier bis heu­te eher sel­ten.

Von kleinen und zersplitterten Parzellen zu rentablen Nutzflächen durch Flurbereinigung

Ansicht von Feldern, im Vordergrund gemähte Heuwiese, Neidenbach 1978.

Mähbinder erleichterten die Getreideernte und verbanden verschiedene Ernteschritte, um 1960.
Foto: Hans-Theo Gerhards/LVR

Im 19. Jahr­hun­dert be­saß die Mehr­heit der Hö­fe nicht mehr als zwei Hekt­ar Land. Die Sta­tis­ti­ken des Preu­ßi­schen Staa­tes zähl­ten für die da­ma­li­ge Rhein­pro­vinz rund 273.883 sol­cher Klein­bau­ern­hö­fe. Da­ge­gen gab es im Rhein­land nur 289 Groß­be­trie­be mit ei­ner Flä­che von 100 Hekt­ar oder mehr. Im Ber­gi­schen Land wa­ren die Fel­der auf­grund des da­ma­li­gen Erbrechts be­son­ders klein und über vie­le Par­zel­len ver­teilt, die teils weit aus­ein­an­der­la­gen. Die Be­wirt­schaf­tung war hier be­son­ders um­ständ­lich und we­nig ef­fek­tiv.
In den 1950er Jah­ren be­gann der Ge­setz­ge­ber die Um­struk­tu­rie­rung der land­wirt­schaft­li­chen Nutz­flä­chen zu for­cie­ren. Die Flur­be­rei­ni­gung führ­te durch die Zu­sam­men­le­gung der Flä­chen zu grö­ße­ren und ren­ta­ble­ren Ein­hei­ten. Seit­dem trat ein Wachs­tums- und In­ten­si­vie­rungs­pro­zess ein, der bis in die Ge­gen­wart an­hält. 1960 be­saß ein Bau­ern­hof in Nord­rhein-West­fa­len et­wa acht Hekt­ar Land, 2013 be­trug die durch­schnitt­li­che Be­triebs­grö­ße da­ge­gen 42 Hekt­ar. Auf den zu­sam­men­ge­führ­ten Nutz­flä­chen war es nun mög­lich, ei­ne leis­tungs­star­ke Land­wirt­schaft zu be­trei­ben. Statt vie­le ver­schie­de­ne Pflan­zen­ar­ten gleich­zei­tig an­zu­bau­en, nutz­te man gro­ße Area­le für ei­ne ein­zi­ge Pflan­zen­kul­tur. Die­se Vor­ge­hens­wei­se prägt das Er­schei­nungs­bild der Land­schaft bis heu­te. Durch den ver­mehr­ten Ein­satz von Dün­ger und die Züch­tung wi­der­stands­fä­hi­ger Pflan­zen­ar­ten konn­ten die Er­trä­ge auch un­ter un­güns­ti­gen Be­din­gun­gen ver­bes­sert wer­den.

Was wird angebaut?

Zwei Frauen ernten Runkelrüben, Mayen-Kehrig 1958.
Foto: Josef Ruland/LVR

Mit einem Rübenblattspaten sticht man das angespitzte Blatt neben der Rübe in die Erde und befördert sie mittels einer Hebelbewegung aus dem Boden, um 1920.
Foto: Hans-Theo Gerhards/LVR

Ge­trei­de war vie­le Jahr­hun­der­te lang ei­nes der Haupt­nah­rungs­mit­tel in Deutsch­land. Dem­entspre­chend fan­den auch im Rhein­land ver­schie­de­ne For­men die­ser Kul­tur­pflan­ze Ver­brei­tung. Im Lau­fe des 19. Jahr­hun­derts er­wei­ter­ten ver­schie­de­ne Pflan­zen­sor­ten das Spek­trum des Acker­baus. Be­son­ders die aus Süd­ame­ri­ka stam­men­de Kar­tof­fel ge­wann an Be­deu­tung. Des Wei­te­ren ka­men Mais und Ta­bak hin­zu und mit der wach­sen­den Zu­cker­in­dus­trie ver­brei­te­te sich auch der An­bau von Zu­cker­rü­ben. Mit dem wach­sen­den Fleisch­kon­sum stie­gen in den Nach­kriegs­jah­ren vie­le Be­trie­be auf die Fut­ter­pflan­zen­pro­duk­ti­on um. In der Nä­he zum Rhein mit sei­nen kli­ma­ti­schen Be­son­der­hei­ten spie­len au­ßer­dem auch der Wein­bau und der Obst­an­bau ei­ne wich­ti­ge Rol­le.

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