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ObjektAnsichtskarte

Lizenztyp Digitalisat: CC BY 4.0
Beschreibung: Historische Ansichtskarte mit einer Schwarz-weiß-Fotografie auf der Rückseite: In der Ecke eines Raums steht ein kleiner runder Tisch mit vier Stühlen. Auf dem Tisch stehen Salz- und Pfefferstreuer, Öl- und Essigflaschen, Bierdeckel und Zahnstocher. Im Hintergrund ist eine dunkle Holztür zu erkennen, auf dem Türsturz lehnen drei Zinnteller und auf die Wand sind drei detailreiche Familienwappen mit Ritterhelmen und der entsprechenden Beschriftung darunter aufgemalt. Unter dem Foto steht "Gemütliche Ecke in den Vereins-Stuben". Ein weiterer Aufdruck auf der Adressseite weist das gezeigte Etablissement als "Hotel Vereinshaus, Essen, Am Hauptbahnhof, Bachstr. 1" aus. Als Direktor wird "A. Bosse" angegeben. Die Karte wurde auf der Adressseite beschrieben und am 17. Februar 1943 von Essen aus losgeschickt, wie aus dem Poststempel ersichtlich ist. Eine Briefmarke ist nicht mehr vorhanden, dafür gibt es einen weiteren Stempel: "Jeder Volksgenosse Rundfunkhörer".
Kontext: Das Hotel Vereinshaus ist das älteste noch existierende Hotel in Essen und geht zurück auf eine Stiftung der evangelischen Gemeinde Essen, aufgrund derer 1883 anlässlich der Feierlichkeiten zu Martin Luthers 400. Geburtstag beschlossen wurde, Geld für eine Herberge zu sammeln, in der z. B. wandernde Handwerker nächtigen könnten. Die Sammlung ergab 31.000 Mark, von diesem Geld wurden mehrere Grundstücke gekauft und im Folgenden entstand bis 1887 die "Herberge zur Heimat", die über einen Versammlungssaal, einige Salons mit Doppelbett und Waschgelegenheit sowie Mehrbett-Schlafsäle und Gemeinschaftsbäder verfügte. 1888 wurde sie offiziell mit einem Festakt und einer Rede des Essener Oberbürgermeisters eingeweiht. 1891 wurde August Bosse eingestellt, dessen Nachfahren noch heute das Hotel führen. Um die Jahrhundertwende fanden aufwendige Umbauarbeiten und Erweiterungen statt. 1904 wurde das Haus mit dem neuen Namen "Hotel Vereinshaus" wieder eröffnet, die ursprüngliche Herberge wurde nebenher weiter betrieben. 1921 übernahm Alfred Bosse die Geschäftsführung. Im Zuge des Ruhrkampfes nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Hotel von französischen und belgischen Besatzern besetzt und beschlagnahmt, dabei nutzte man die Lobby als Pferdestall. Erst 1925, nach einer erneuten, umfangreichen Renovierung, konnte das Haus wieder für das Publikum geöffnet werden. Ende der 1920er Jahre erfolge eine Aufstockung des Gebäudes, so dass zwanzig weitere Zimmer untergebracht werden konnten. 1932 wurden die auf der Karte abgebildeten Vereins-Stuben eröffnet. Drei Jahre später musste die inzwischen unrentabel gewordene Herberge schließen, die Gebäudeteile wurden mit in das Hotel integriert. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus durch mehrere Luftangriffe und Bombentreffer schwer beschädigt und brannte 1944 in großen Teilen aus. In der direkten Nachkriegszeit nutzte das Rote Kreuz das Erdgeschoss als Betreuungsstelle für heimkehrende Kriegsgefangene. Danach erfolgte die Wiederinstandsetzung des Hotelbetriebes, der 1946 wieder aufgenommen werden konnte. 1952 konnte ein neues Restaurant eröffnet werden. 1955 wurde Friedrich Bosse neuer Geschäftsführer. 1958 wurde aus dem ehemaligen großen Saal ein Filmtheater. Nach mehreren Renovierungs- und Umbaumaßnahmen erhielt das Hotel 1975 seinen noch heute gültigen Namen: "Essener Hof". Ursprünglich war das die Bezeichnung für ein Kruppsches Privathotel, das jedoch Mitte der 1970er Jahre abgerissen wurde. Heute lautet der vollständige Name "Top City & Country Line Hotel Essener Hof".
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