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ObjektAnsichtskarte

Lizenztyp Digitalisat: CC BY 4.0
Beschreibung: Historische Ansichtskarte mit einer Schwarz-weiß-Fotografie auf der Rückseite. Gezeigt wird der Blick in einen Gastraum mit mehreren Tischen, auf denen weißen Decken sowie Geschirr, Besteck und ebenfalls weiße Servietten zu sehen sind, darum sind dunkle Holzstühle, die an der oberen Rückenlehne mit Schnitzereien verziert sind, angeordnet. Die Wände sind bis zur Hälfte holzvertäfelt, an der oberen Leiste sind Haken angebracht. Darüber findet sich eine Wandmalerei bzw. ein Fries: in Form einer umlaufenden Bordüre sind viele verschiedene Personen in unterschiedlicher Gewandung erkennbar, darüber steht jeweils in einem gereimten Spruch geschrieben, um wen es sich dabei handelt. Unter anderem gibt es "Der Maler und der Assessor / Und der Dichter und der Professor / Und der Leutnant Advokat / Und der Herr Commercienrat". Auf der rechten Seite des Raumes werden die Bezeichnungen und Darstellungen humorvoller. Dort gibt es neben "Die Jungfrau Hoffnungsfroh" und "Der Hiasel und der Sepp" auch den "Nazi und der Depp". Der Spruch endet mit den Zeilen "Alles strebt mit frohem Sinn / Nach des Fischleins Quelle hin". Darunter findet sich eine Signatur, die jedoch teils unleserlich ist. Zu erkennen ist noch "C. Hommensa". Ein Teil des Nachnamens scheint zu fehlen. Ein Aufdruck unter der Fotografie weist darauf hin, dass es sich bei dem abgebildeten Raum um die "Humor-Ecke des Hôtel Kaletsch" in Düsseldorf handelt. Als Inhaber wird C. A. Mataré angegeben. Die Karte wurde sowohl auf der Rückseite als auch auf der Adressseite beschriftet. Der Schreibende hat seine Nachricht mit der Angabe "D., 19/8 1910" überschrieben. Der Poststempel ist bis auf die Worte "Cassel" und "Oberhausen" kaum noch lesbar. Darunter findet sich eine grüne 5-Pfennig-Briefmarke des Deutschen Reichs.
Kontext: Das "Hôtel Kaletsch" existierte bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In den 1920er Jahren findet sich im Hotel-Adreßbuch für das Deutsche Reich immer noch ein Eintrag, jedoch ist nun als Besitzer "O. Flehmig" angegeben. Der Begriff "Nazi", der heute gemeinhin als Abkürzung für einen Anhänger des Nationalsozialismus gebraucht wird, ist nicht nur die alte Koseform des männlichen Vornamens Ignaz, sondern wurde ab dem 19. Jahrhundert als abwertende Bezeichnung für eine einfältige, törichte Person benutzt, eben einen Deppen, wie es auf dem abgebildeten Wandfries heißt.
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