Direkt zum Inhalt

Ab Aschermittwoch kein Fleisch

Die Fastenzeit im Rheinland

40 Tage vor Ostern, am Aschermittwoch beginnt die 40-tägige, vorösterliche Fastenzeit, die an die Leiden Christi erinnern soll, und am Karsamstag endet. Im Rheinland wird noch heute das symbolische Auswaschen der Geldbeutel der Karnevalisten, die Verbrennung von Nubbel, Hoppeditz oder Strohfeuern oder das Fischessen am Aschermittwoch praktiziert.

Fasten im Lauf der Geschichte

Karfreitagsweck aus Morshausen, 1985
Foto: Peter Weber/LVR

Bericht zu Speisevorschriften am Karfreitag (letzter Satz unter 3c), aus einer Nahrungsumfrage 1982

Im Mit­tel­al­ter gab es äu­ßerst stren­ge Fas­ten­re­geln, ver­bo­ten wa­ren Fleisch und Fleisch­pro­duk­te, Milch und aus Milch her­ge­stell­te Nah­rungs­mit­tel so­wie Ei­er. Im 15. Jahr­hun­dert wur­de das Fas­ten­ge­bot ge­lo­ckert und be­zog sich haupt­säch­lich noch auf den Fleisch­kon­sum. Für die brei­te Be­völ­ke­rungs­mehr­heit stell­te es so­mit kei­ne grö­ße­re Ein­schrän­kung mehr dar, da Fleisch­ge­nuss oh­ne­hin sel­ten er­schwing­lich war und sich auf her­aus­ge­ho­be­ne Spei­sen im Mahl­zei­ten­sys­tem be­schränk­te. An Kar­frei­tag und Kar­sams­tag nahm man kei­ner­lei Spei­sen zu sich und fas­te­te ganz­tä­gig. Im Lau­fe der Jahr­hun­der­te bil­de­ten sich re­gio­nal­ty­pi­sche Fas­ten­spei­sen her­aus, die sich vor al­lem an den Nah­rungs­mit­teln ori­en­tier­ten, die in der je­wei­li­gen Re­gi­on zur Ver­fü­gung stan­den, sich je­doch auch im­mer wie­der den äu­ße­ren Um­stän­den an­pass­ten und va­ri­iert und ver­än­dert wur­den. Kar­frei­tag, der Tag der Kreu­zi­gung, ist der wich­tigs­te Fas­ten­tag und wird zum Teil noch heu­te von spe­zi­fi­schen Spei­se­vor­schrif­ten ge­prägt. „Mor­gens gab es nur ei­ne Schei­be tro­cke­nes Brot mit Kraut, mit­tags nur ei­ne dün­ne Milch­sup­pe, He­ring oder Stock­fisch mit Pell­kar­tof­feln, abends tro­cke­nes Brot mit fri­schem Kä­se“ er­in­nert sich ei­ne Ge­währs­per­son aus Nieu­kerk an sei­ne Kind­heit im Rhein­land.

Fasten heute als individueller Verzicht

Gebildbrot mit Palmzweig, der am letzten Fastensonntag gesegnet wird. Kevelaer 1976
Foto: unbekannt/LVR

Heu­te wird das Fas­ten­ge­bot we­ni­ger streng be­folgt. Der Ein­fluss der Kir­chen auf brei­te ge­sell­schaft­li­che Schich­ten hat ab­ge­nom­men – man kann fas­ten oder es eben auch las­sen. Im­mer stär­ker wird in den letz­ten Jah­ren be­wuss­ter Ver­zicht in der Fas­ten­zeit von re­li­giö­sen Mo­ti­va­tio­nen ge­trennt und auch nicht-christ­li­che Men­schen nut­zen die 40 Ta­ge vor Os­tern zu ei­nem be­wuss­te­ren Um­gang mit Din­gen des all­täg­li­chen Le­bens – zum Bei­spiel ver­zich­ten sie auf In­ter­net, Scho­ko­la­de oder Plas­tik­tü­ten. Fas­ten ist in den letz­ten Jahr­zehn­ten so ver­mehrt auch Aus­druck ei­nes be­stimm­ten Le­bens­stils ge­wor­den und sagt nicht mehr un­be­dingt et­was aus über die kon­fes­sio­nel­le Zu­ge­hö­rig­keit und den Glau­ben der Men­schen. Die bei­den gro­ßen Kir­chen ru­fen im Sin­ne des ca­ri­tas-Ge­dan­ken zu Spen­den auf und pro­pa­gie­ren ei­nen be­wuss­ten Ver­zicht auf Kon­sum.

Zurück nach oben