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Von Waschbottichen, großer Wäsche und Wringmaschinen

Heute kann man nahezu jedes beliebige Wäschestück in der Waschmaschine reinigen und spart sich so wöchentlich mindestens einen aufwendigen und körperlich anstrengenden Arbeitstag, wie er noch bis weit ins 20. Jahrhundert Gang und Gäbe war.

Wäschewaschen heute

Bleichen von Wäsche und selbstgewebtem Tuch am Taufenbach bei Kopscheid, 1930er Jahre.
Foto: Schad/LVR

„Ich mach‘ noch schnell ei­ne Ma­schi­ne Wä­sche an, be­vor wir ge­hen“ – ein Satz, der heut­zu­ta­ge in vie­len Haus­hal­ten zu hö­ren ist. Die Wä­sche wird sor­tiert, vor­ab im Su­per­markt die Ent­schei­dung ge­trof­fen, ob man nun Wasch­mit­tel für schwar­ze Wä­sche, bun­te Wä­sche, fei­ne Wä­sche und da­zu noch ei­nen Weich­spü­ler braucht – schlie­ß­lich soll die Wä­sche schön ku­sche­lig sein – und dann wird ge­wa­schen. Ma­schi­ne auf, Wä­sche rein, Knöpf­chen drü­cken, ab­war­ten – die Ma­schi­ne wäscht und wäh­rend­des­sen kön­nen an­de­re Ar­bei­ten er­le­digt wer­den. Ei­ne Wasch­ma­schi­ne ge­hört noch nicht lan­ge zur Grund­aus­stat­tung ei­nes Haus­halts. Vie­le er­in­nern sich noch an „die gro­ße Wä­sche“ mit ih­ren Wasch­bot­ti­chen, Bleich­vor­gän­gen und bes­ten­falls so­gar Wring­ma­schi­nen – si­cher aber an den da­mit ver­bun­de­nen Zeit- und Kraft­auf­wand. Der Wasch­vor­gang mit Ein­wei­chen, Ko­chen, Sei­fen, Spü­len, Wrin­gen, Blei­chen war ei­ne kör­per­li­che Ar­beit, die in der Re­gel von den Frau­en der Fa­mi­lie er­le­digt wur­de.

Waschen von Hand

Wäschewaschen am Gemeindebrunnen. Neidenbach 1978.
Foto: unbekannt/LVR

Ge­wa­schen wur­de noch zu Be­ginn des 20. Jahr­hun­derts al­ler­höchs­tens ein­mal in der Wo­che, im Rhein­land in der Re­gel mon­tags – das Wo­chen­en­de wur­de ge­nutzt, um die Wä­sche vor­zu­be­rei­ten. Denn die Tex­ti­li­en wur­den zu­nächst in ei­ner Wasch­lau­ge ein­ge­weicht und be­wegt, dann auf ei­nem Wasch­brett ge­rub­belt oder so­gar mit ei­ner Wur­zel­bürs­te be­ar­bei­tet. Auf dem ei­gens ent­fach­ten Herd­feu­er kö­chel­te die Wä­sche dann in ei­nem Wasch­kes­sel bis sie die­sem ent­nom­men und aus­ge­spült wur­de. Um die Tro­cken­zeit zu ver­rin­gern, wur­den die nun sau­be­ren Wä­sche­stü­cke aus­ge­wrun­gen und in der Re­gel im Frei­en auf­ge­hängt Die Wä­sche muss­te ro­bust sein, um die­se Be­hand­lung zu über­ste­hen – zu­mal die meis­ten Men­schen nur sehr we­ni­ge Klei­dungs­stü­cke be­sa­ßen und sie lan­ge vor­hal­ten muss­ten, die­se al­so ver­hält­nis­mä­ßig häu­fig tru­gen und wu­schen. Da es nur in we­ni­gen Haus­hal­ten ei­ne se­pa­ra­te Wasch­kü­che mit Herd­stel­le gab, wur­de meis­tens in der Kü­che ge­wa­schen. Um den Frau­en den Ar­beits­vor­gang zu er­leich­tern, wur­den die Wasch­bot­ti­che dort oft­mals auf Ho­cker oder Stüh­le ge­stellt. Den­noch war der Vor­gang des Wä­sche Wa­schens ei­ne kör­per­lich an­stren­gen­de und zeit­in­ten­si­ve Ar­beit.

Elektrifizierung des Waschens

Im 19. Jahr­hun­dert ka­men ers­te hand­be­trie­be­ne Wasch­au­to­ma­ten auf den Markt. Das Was­ser muss­te er­wärmt und in die Ge­rä­te ge­füllt wer­den, über ei­ne Kur­bel konn­te die Ma­schi­ne be­trie­ben wer­den und die Wä­sche wur­de in der sich nun dre­hen­den Wasch­trom­mel ge­schwenkt. Nach und nach wur­den die­se auch elek­trisch be­trie­ben. Die so­ge­nann­ten Halb­au­to­ma­ten er­hiel­ten je­doch nur lang­sam Ein­zug in die Haus­hal­te, bis 1930 wa­ren sie vor al­lem im nörd­li­chen Rhein­land ver­brei­tet. Die An­schaf­fung war da­bei ab­hän­gig von der Elek­tri­fi­zie­rung der Re­gi­on, die im Nor­den schnel­ler vor­an ging. Ab den 1950er Jah­ren eta­blier­ten sich Voll­wasch­au­to­ma­ten und er­spa­ren seit­dem den Nut­zern und Nut­ze­rin­nen vie­le Stun­den Ar­beit, da die Ma­schi­nen bis auf die Vor­nah­me der Ein­stel­lun­gen selbst­tä­tig meh­re­re Ar­beits­schrit­te in ei­nem Wasch­gang durch­füh­ren. Die­se Er­leich­te­run­gen im Ar­beits­all­tag wirk­ten sich zu­sam­men mit der Ver­wen­dung neu­er Ma­te­ria­li­en auf die Klei­dungs­ge­wohn­hei­ten der Men­schen aus. Die Klei­dung wird häu­fi­ger ge­wech­selt und auch die An­zahl der Klei­dungs­stü­cke ist stark an­ge­stie­gen. Doch nicht nur die Klei­dungs­ge­wohn­hei­ten und da­mit zu­sam­men­hän­gen­den Pro­zes­se än­der­ten sich. Wasch­ma­schi­nen ver­dräng­ten dar­über hin­aus die bis­her ver­wen­de­ten Bot­ti­che und Zu­ber. Die­se wur­den in der Fol­ge oft­mals als De­ko­ra­ti­ons­ac­ces­soires um­ge­nutzt, bei­spiels­wei­se in Form von Blu­men­kü­beln in Vor­gär­ten.

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