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Von Eisblumen und Kachelöfen

Der Wandel häuslicher Wärmequellen im 20. Jahrhundert

Eisblumen an Wohnraumfenstern gehören nicht nur im Rheinland der Vergangenheit an. Der Wandel von Heiz- und Klimatechniken schritt im letzten Jahrhundert rasant voran und veränderte auch die Räumlichkeiten.

Heizkörper unter der Fensterbank im Wohnzimmer des Bungalows auf dem Kahlenbusch im Freilichtmuseum Kommern.
Foto: Gerhards, Hans-Theo/LVR

Öl- oder Gas-Brenn­wert­tech­nik, Pel­let-Brenn­öfen, Kraft-Wär­me-Kopp­lung, so­lar­be­trie­be­ne Hei­zun­gen, Holz­öfen, Elek­tro­hei­zun­gen oder Wär­me­pum­pen – Mög­lich­kei­ten der Be­hei­zung der ei­ge­nen vier Wän­de gibt es mitt­ler­wei­le vie­le. In­for­ma­tio­nen dar­über kann man bei­spiels­wei­se im Fach­han­del vor Ort oder auch von zu Hau­se aus im In­ter­net be­zie­hen. Wel­che Wär­me­mög­lich­keit für den ei­ge­nen Haus­halt die bes­te sein soll und wel­che Raum­tem­pe­ra­tur und Luft­feuch­tig­keit vor­geb­lich am ehes­ten der Ge­sund­heit die­nen er­fährt man dort eben­falls. Doch dem war nicht im­mer so.

Heizen mit Öfen

Noch zu Be­ginn des 20. Jahr­hun­derts wur­de in der Re­gel mit Fest­brenn­stoff­ö­fen, wie den Koh­le- oder Holz­öfen, ge­heizt. Die Öfen stan­den oft­mals in der Kü­che oder im Wohn­raum und sorg­ten da­für, dass die Fa­mi­li­en hier nicht frie­ren muss­ten. Vor al­lem in den kal­ten Win­ter­mo­na­ten wa­ren die we­ni­gen be­heiz­ten Räu­me, oft nur ei­ner im gan­zen Haus, Mit­tel­punkt des All­tags. Nicht sel­ten konn­te man in die­sen Zei­ten Eis­blu­men an den Fens­tern der un­ge­heiz­ten Räu­me be­wun­dern, und man tat gut dar­an, abends mit ei­nem er­wärm­ten Zie­gel­stein und in ei­ne war­me Fe­der­de­cke „ein­ge­mum­mel­t“ schla­fen zu ge­hen. Ne­ben den gän­gi­gen Koh­le- oder Holz­öfen wa­ren auch Ka­chel­öfen ver­brei­tet, da die­se die Wär­me lan­ge spei­chern konn­ten und in­fol­ge­des­sen auch ei­nen nied­ri­gen Brenn­wert­ver­brauch hat­ten. Al­ler­dings wa­ren Ka­chel­öfen in der An­schaf­fung, vor al­lem im Ein­bau, we­sent­lich teu­rer und da­mit den bes­ser­ge­stell­ten Haus­hal­ten vor­be­hal­ten. Zu­dem konn­te durch auf­wen­di­ge Ge­stal­tungs­for­men der Ka­cheln nicht nur ein heiz­tech­ni­scher, son­dern auch ein äs­the­ti­scher so­wie re­prä­sen­ta­ti­ver Mehr­wert er­zielt wer­den. Im Lau­fe der Zeit ka­men an­de­re Heiz­tech­ni­ken und -me­tho­den auf und ver­brei­te­ten sich auch in pri­va­ten Haus­hal­ten, so­dass zum Teil gan­ze Räu­me in den Häu­sern als Hei­zungs­räu­me de­kla­riert und ge­nutzt wur­den.

Heizen mit Zentralheizung

Bauzeichnung des Kellergeschosses der Gaststätte Römer mit Heizungsraum.
Foto: Hölzer, Horst/LVR

Ab et­wa den 1940er Jah­ren wur­den ver­schie­de­ne Gas- und Öl­kes­sel pro­du­ziert, die durch die Er­wär­mung von Was­ser das Hei­zen gan­zer Häu­ser durch ein Rohr­sys­tem von ei­ner zen­tra­len Heiz­stel­le aus er­mög­lich­ten. Die auch heu­te noch be­kann­ten Heiz­kör­per hiel­ten Ein­zug in die Wohn­räu­me zu­nächst der obe­ren so­zia­len Schich­ten. Im Rhein­land lös­ten sie ver­ein­zelt ab den 1950er Jah­re, flä­chen­de­ckend ab den 1960er al­te Heiz­sys­te­me ab. Mitt­ler­wei­le ist es zur Nor­ma­li­tät ge­wor­den, dass na­he­zu je­der Wohn­raum des Hau­ses be­heizt ist und sich dort dem­entspre­chend ein bis meh­re­re Heiz­kör­per be­fin­den oder aber ei­ne Fuß­bo­den­hei­zung ver­baut ist. Vor­teil von Letz­te­rem ist, dass die Flä­che, an der sich an­sons­ten ein Heiz­kör­per be­fun­den hät­te, an­der­wei­tig ge­nutzt wer­den kann. Denn Heiz­kör­per ent­spre­chen in der Re­gel nicht ei­nem er­höh­ten Maß an äs­the­ti­schem Emp­fin­den, son­dern sind vor al­lem funk­tio­nal ge­stal­tet: ein Rohr­sys­tem aus Me­tall lei­tet war­mes Was­ser, um den Raum zu er­hit­zen. Des­we­gen wur­de auch ver­sucht, die­se den Bli­cken zu ent­zie­hen. So fin­den sie sich bei­spiels­wei­se un­ter der Fens­ter­bank wie­der, wo sie den Be­trach­ten­den nicht mehr so ins Au­ge fal­len, oder aber sie wur­den mit Holz ver­klei­det. Nach­dem in den 1970er Jah­ren ei­ne zen­tra­le Heiz­an­la­ge in Häu­sern zum Stan­dard ge­wor­den war, ka­men auch im Zu­ge der Sen­si­bi­li­sie­rung für Um­welt­schutz ver­mehrt Über­le­gun­gen zu be­son­ders en­er­gie­ef­fi­zi­en­ten Heiz­mög­lich­kei­ten auf, die we­ni­ger Roh­stof­fe be­nö­ti­gen. Bei Neu­bau­ten wird mitt­ler­wei­le auf ei­ne op­ti­ma­le Nut­zung der Wär­me­en­er­gie ge­ach­tet. Da­bei kann der Bau­herr zum Teil so­gar auf ei­ne Kom­bi­na­ti­on aus meh­re­ren Heiz­mög­lich­kei­ten zu­rück­grei­fen: So schlie­ßt bei­spiels­wei­se die Fuß­bo­den­hei­zung den Ka­chel­ofen nicht aus. Trotz al­ler Mo­der­ni­sie­run­gen keh­ren auch al­te Heiz­sys­te­me wie­der oder sind nie vom Markt ver­schwun­den. So hat auch heu­te der Ofen oder der of­fe­ne Ka­min noch Kon­junk­tur - sei es aus re­prä­sen­ta­ti­ven, nost­al­gi­schen oder auch ro­man­ti­schen Grün­den.

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